Lkw mit Autogas vor Serienstart

Eine Itzehoer Firma rüstet Lastkraftwagen und Busse mit Autogasantrieb aus. Was bisher im Pkw angeboten wurde, geht jetzt bei Nutzfahrzeugen in Serie. Wir fuhren im Autogas-Lkw mit.

Von Ingo Buck (bbs)

Autogas- oder Flüssiggasumrüstungen sind im Pkw nichts neues und werden schon von vielen Firmen angeboten. So lässt sich fast jedes benzingetriebene Auto mit einem zusätzlichen Flüssiggastank und entsprechender Technik umbauen. Diese kostet je nach Fahrzeugtyp etwa bis 3000 Euro und man fährt danach mit Autogas so billig wie mit einem Dieselmotor.

Bei Lastkraftwagen und Bussen ist diese Technik neu. Das erste Unternehmen in Deutschland, das Dieselmotoren in Nutzfahrzeugen zu Autogasmotoren umrüstet und schon jetzt zur Serienreife gebracht hat, ist die Firma Greencar aus Itzehoe.
Das im Innovationszentrum Itzehoe (IZET) ansässige Unternehmen ist Vorreiter. Nach Aussage des Geschäftsführers Ingo Börner liegt der Vorteil nicht nur im günstigeren Betrieb, der eine Amortisation je nach Laufleistung schon nach knapp drei Jahren realisiert. „Vielmehr stand der Umweltgedanke an erster Stelle, denn durch die Einführung von Umweltzonen in Gemeinden (seit 1. März) müssen auch Nutzfahrzeuge ihre Sauberkeit nachweisen oder ihnen bleibt die Zufahrt verwehrt“, so Börner.
Mit der besonderen GreencarTechnik soll sogar die Erreichung der EEV-Norm kein Problem sein. Diese europäische Abgasnorm (Enhanced Environmentally Friendly Vehicle) ist strenger als die derzeit für Nutzfahrzeuge geltende Euro 3- Norm. Auch die zukünftige Euro 5-Norm hat Greencar schon im Visier, wenn die ersten Kinderkrankheiten überwunden sind. Ingo Börner: „Uns fehlen die Informationen der Lkw-Hersteller über deren Diesel- und Getriebe-Steuergeräte. So müssen wir die Anpassung und Adaption in mühseliger Kleinarbeit und mit vielen Versuchen selbst schaffen. Das kostet Geld und Zeit, da jeder Motor anders ist“.

Was die Itzehoer bisher geschafft haben, ist schon recht beachtlich. Ein Mercedes-Benz Actros 1832 mit V6-Dieselmotor wurde zum Flüssiggas-Laster umgebaut und steht kurz vor der TÜV-Prüfung. Für technisch Versierte beschreibt Börner, was beim Actros bisher gemacht wurde: „Wir haben mit der Firma Schmidt-Kraftfahrzeuge in Heide den Motor zerlegt, die Kolben stark bearbeitet und die sechs Zylinderköpfe mit Zündkerzen ausgestattet. Alle Einspritzdüsen, Glühkerzen und Dieselleitungen wurden entfernt. Hinzugekommen ist eine TÜV-abgenommene Flüssiggastankanlage mit 600 Litern Inhalt, ein Gasmotor-Steuergerät, Zündspule, Sensoren und Katalysator samt Lambda-Regelung. Mit einer einzigartigen sequentiellen Einspritztechnik wird das Autogas in die Brennräume eingespritzt“, so Börner.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir fuhren einige Runden mit dem umgebauten Actros und waren vom ruhigen Lauf des 12 Liter-Motors erstaunt. Wesentlich leiser läuft die Verbrennung ab und macht den Greencar-Umbau zu einem Flüster-Lkw. Ansonsten sind während der Fahrt keine wesentlichen Unterschiede zu spüren. Die Leistung soll etwa 16 Prozent geringer sein als beim Diesel. Rund 500 Kilometer beträgt die Reichweite mit einer Flüssiggas-Tankfüllung. Damit sind Busse im Nahverkehr sowie Speditions- und Kurierdienste im erweiterten Stadtverkehr die Kunden, die Greencar ansprechen will. Die Umbaukosten betragen je nach Fahrzeug ab 21000 Euro. Info im Internet unter: www.greencar-consult.de

Premiere in Heide: Die Firma Greencar entwickelte eine neue, in Deutschland bisher nicht verwendete Autogas-Technik und baute diese in einen zur Verfügung gestellten Tanklastwagen ein.

Tankanlage: Die 600 Liter großen Tanks für Flüssiggas liegen gut geschützt an der Stelle, an der vorher die Dieseltanks waren.

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zuletzt aktualisiert am 13.12.2024 

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