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Umweltfreundliche Motoren aus Schleswig-Holstein
Das Itzehoer Unternehmen "Greencar" schickt sich an, die Hochburg für umweltfreundliche Flüssiggasmotoren (LPG) in Deutschland zu werden. Nutzfahrzeuge ab 3,5 t, Omnibusse und Lkw können auf Euro 5-und EEV-Abgasnorm gebracht werden. Von Ingo Buck (bbs) Auf die Umrüstung von Benzin- und Dieselmotoren für die Verbrennung von Flüssiggas (LPG = Liquid Petrol Gas) hat sich die Firma Greencar spezialisiert. Das im Itzehoer Innovationszentrum (IZET) ansässige Unternehmen kann mit seinen Partnern Lkw-Dieselmotoren komplett umbauen, sodass ein monovalenter (Einstoff) Betrieb mit Flüssiggas möglich ist.
Die Pinneberger Verkehrsbetriebe gehören zu den weltweit ersten, die einen Linienbus mit der Technik aus Itzehoe einsetzen und der regionale Gasversorger Färber hat sogar seinen Tanklastzug damit ausrüsten lassen. Neu im Programm ist ein vom TÜV-Süddeutschland abgenommener VR6-Motor von Volkswagen, der für alle T5-Aufbauten, wie Pritsche, Kasten, Wohnmobil oder Transporter, verwendbar ist. Wegen der aufwändigen Anpassungen am Sechszylinder-Aggregat handelt es sich um eine Eigenentwicklung mit dem Greencar-Namen "GC 531". Testfahrten haben ergeben, dass der Betrieb mit Flüssiggas auf einer Strecke von 100 Kilometer nur 8,30 Euro an Brennstoffkosten beträgt, während ein gleichwertiges Benzinfahrzeug auf einen Preis von 16,30 Euro kommt. Die Reichweite beträgt, dank einer großen crashsicheren Tankanlage, über 1000 Kilometer. Ein Umrüstsatz für die Euro 5-Abgasnorm ist ab 3750 Euro (ohne MwSt.) erhältlich und wer schon jetzt auf die europäische EEV-Norm (Enhanced Environementally Friendly Vehicles = "bessere umweltfreundliche Fahrzeuge") setzt, die noch strenger als die zukünftige Euro 6-Norm ist, wird ebenfalls bei Greencar bedient (ab 9750 Euro ohne MwSt.). Nicht nur die Kostenseite ist interessant, sondern erst recht die Umweltbilanz kann sich sehen lassen. Die CO2-Minderung gegenüber Benzinmotoren beträgt rund 10 Prozent und wegen der guten Verbrennungseigenschaften des Gases sind Schadstoffwerte für Stickoxide, Kohlenmonoxid und Feinstaub fast nicht zu ermitteln. Greencar hat dafür tief in die Trickkiste gegriffen. Technisches Highlight ist eine sequenzielle Flüssiggaseinblasung, bei der für jeden Zylinder einzelne Einspritzventile elektronisch angesteuert werden. Ein selbst entwickeltes Steuergerät misst kontinuierlich alle notwendigen Parameter, wie Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Temperatur des Motors, der Öl- und Wassertemperaturen und die Gaspedalstellung, um genau die richtige Menge an Flüssiggas einzuspritzen. Greencar-Geschäftsführer Ingo Börner und Entwicklungsingenieur Dragan Popov sind sich sicher, dass in naher Zukunft ein Ansturm von Interessierten auf das Unternehmen zukommt, denn die Einrichtung von Umweltzonen in den Städten steht bevor und dann werden die meisten dieselbetriebenen Nutzfahrzeuge und Lkw vor den Innenstädten stehen bleiben müssen - es sei denn, sie rüsten um. Info: Unterstützung: Die KfW-Bank fördert zur Zeit die gewerbliche Wirtschaft und freiberuflich Tätige für die Anschaffung neuer und die Nachrüstung vorhandener Nutzfahrzeuge, wenn sie besonders niedrige Abgasnormen erfüllen. Richtschnur ist die europäische Abgasnorm EEV. Diese Norm ist strenger als die derzeit in Deutschland für Nutzfahrzeuge geltende Euro 5-Norm und deren für 2010 geplante Verschärfung. Info: www.kfw-foerderbank.de "Dieselmotor" mit Zündkerzen: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann ließ sich vom Greencar-Projektentwickler Dragan Popov den vom Diesel- zum Gasmotor umgebauten Unterflurmotor eines Omnibusses erklären. Flüsterbus: Für öffentliche Verkehrsbetriebe ist der Flüssiggasmotor besonders interessant, da die Lärmemissionen gegenüber einem Dieselmotor deutlich geringer sind.
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